1. Was hat Sie bewogen, sich bei der amm zu engagieren?
Nach 30 Jahren Aufwachsen im Schweizer Gesundheitswesen, das zunehmend kränkelt, ist mir wichtig, Missstände zu kommunizieren und vor allem auf Patientenseite Hilfe anzubieten. Manche Missstände sind Unwissen geschuldet und das Ganze scheint wie ein Ruderboot mit sechs Steuerfrauen, aber nur zwei Ruderern. Es geht mir um das Gesundheitswesen, das uns allen gehört. Tragen wir dem Sorge und gehen mit gutem Beispiel voran.
2. In welchem Bereich sehen Sie besonders dringenden Handlungsbedarf?
Wir müssen unbedingt von der Kommerzialisierung wegkommen und dürfen Gesundheit nicht als Produkt betrachten. Gewinnorientierte Spitäler treiben die Spirale weiter; die Patienten können oft nicht intuitiv richtig Position beziehen. Helfen wir hier.
3. Wenn Sie darüber entscheiden könnten: Welche konkrete Änderung oder Massnahme würden Sie am Gesundheitswesen in der Schweiz vornehmen und warum?
Reduktion der Spitäler, Reduktion der Pflichtleistungen und gerechte Abgeltung der langjährigen Ausbildung aller Berufsgattungen. Beispiel: Wenn ein effizienter und technisch versierter Gastroenterologe an ein privates Haus wechselt, sollte eine Ablösesumme ins öffentliche System fällig werden – wie beim Fussball.
Interview: Stephan Bader
Prof. Dr. med.Christoph Gubler ist Chefarzt Gastroenterologie und Hepatologie am Stadtspital Zürich und Titularprofessor an der Universität Zürich. Als langjähriges Vorstandsmitglied und ehemaliger Co-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie war er viele Jahre standespolitisch aktiv. An der juristischen Fakultät Zürich hat er berufsbegleitend das CAS MedLaw absolviert.