Drei Fragen an das neue Vorstandsmitglied Ursina Bavier

1. Was hat Sie bewogen, sich bei der amm zu engagieren?

 

Über viele Jahre habe ich im Gesundheitswesen in verschiedenen Funktionen als Pflegefachfrau und Hebamme gearbeitet. Dadurch lernte ich viel über die positiven und negativen Seiten dieses wichtigen Bereichs. Der stetige Leistungsausbau, der Fachkräftemangel, aber auch die diversen beruflichen Möglichkeiten, die uns das Gesundheitswesen bietet, haben mich immer wieder beschäftigt. Die amm nimmt Themen auf, die mir schon während meiner aktiven Zeit verbesserungswürdig schienen, und zeigt Alternativen auf. Von meiner Tätigkeit im Vorstand erhoffe ich mir, etwas zu diesen Themen und Reformen, bzw. zu sinnvollen Neuerungen beitragen zu können. 

 

2. In welchem Bereich sehen Sie besonders dringenden Handlungsbedarf?

 

Aus Sicht der Patient*innen scheinen mir die steigenden Gesundheitskosten und die damit verbunden Krankenkassenbeiträge vorrangig zu sein. Auch der Zugang zum Gesundheitswesen für Migrant*innen ist aus meiner Sicht verbesserungswürdig. Eine diversere Information könnte hier Abhilfe schaffen. 

Aus Sicht der Akteure, sei es der ärztliche oder der Pflegedienst, sind sicherlich die Administration, der Fachkräftemangel und die Arbeitsbedingungen für Frauen mit Kindern die vorrangigen Themen. Das Gesundheitswesen erlebt aktuell eine starke Feminisierung. Diese Situation befeuert den Fachkräftemangel durch Mutterschaft und Teilzeitarbeit. Familienfreundliche Arbeitgeber könnten durchaus zu einer Entschärfung dieser Situation beitragen. 

 

 

3. Wenn Sie darüber entscheiden könnten: Welche konkrete Änderung würden Sie am Gesundheitswesen in der Schweiz vornehmen und warum?

 

Ausgehend vom Gesamtbild steht für mich die Spitaldichte und das Verhindern einer vernünftigen Gesundheitspolitik durch das föderal organisierte Gesundheitswesen im Vordergrund. Es wäre wünschenswert, dass die Spitaldichte nicht von Politikern in einzelnen Kantonen und deren Wählbarkeit abhängig wäre. Eine Zentralisierung von Fachrichtungen in beispielsweise fünf Gesundheitsregionen, dementsprechend eine Reduktion der Anzahl Spitäler, aber auch einen Ausbau von ambulanten Einrichtungen in ländlicheren Gegenden sehe ich als eine mögliche Lösung. «Jedem Täli sis Spitäli» ist aus finanzieller, aber auch aus qualitiativer Sicht nicht länger tragbar. Auch die Zahl der Krankenkassen sollte reduziert werden. 

 

Interview: Stephan Bader

Über Ursina Bavier

Ursina Bavier arbeitete von 2010 bis 2022 als Leiterin Pflege im Departement Frau Mutter Kind DFMK des Stadtspitals Zürich. Vorher war sie an der Hebammenschule Zürich und an der ZHAW als Dozentin und über 20 Jahre als freipraktizierende Hebamme in diversen Settings tätig. Nebst einem MSc Midwifery erwarb sie ein Diplom in Organisationsberatung und Supervision. Ab Oktober 2022 arbeitet sie wieder selbständig in einem Teilpensum als freipraktizierende Hebamme.